22/06 – 16/07/2023
Projektbüro DFI e.V.
Eiskellerberg 1-3
40213 Düsseldorf
Öffnungszeiten:
SA & SO von 11–18 Uhr
Während des Sommerrundgangs der Kunstakademie Düsseldorf,
3.–7. Juli, 14–20 Uhr
Ausstellung
Mit Hans-Peter Feldmann ist am 26. Mai 2023 im Alter von 82 Jahren einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit verstorben. Geboren am 17. Januar 1941 in Hilden und bis zuletzt in Düsseldorf zuhause, spielte die Fotografie im facettenreichen Werk Feldmanns eine Schlüsselrolle. Feldmann sammelte und collagierte Bilder, schuf aber auch eigene. Als der Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts e.V. Anfang des Jahres unter seinen Mitgliedern und Freunden um Anregungen für die neu entstehende Institution bat, sandte uns auch Hans-Peter Feldmann einen Text. Darin ging es nicht um Aufgaben oder Schwerpunkte eines künftigen Fotoinstitutes. Vielmehr erinnerte sich der Künstler an die Wurzeln seiner Praxis, an einen Sonntagsspaziergang mit seiner Familie im Alter von zehn Jahren, bei dem er zum ersten Mal in seinem Leben im Besitz einer Kamera war:
„Es muss ganz am Anfang der 1950er Jahre gewesen sein.
Ich war etwa 10 Jahre alt und ein ziemlich zufriedenes Kind. Wir, die Familie, waren auf einem Sonntagsspaziergang in der Heidelandschaft bei Hilden. Ich erinnere noch, dass es sehr hell war. Optimaler Sonnenschein und die Luft ein wenig gelb getönt. Sommer. Aber die Hauptsache war – ich war zum ersten Mal stolzer Besitzer einer Kamera. Ein kleines Kästchen mit schwarzem Papier beklebt. In dem Kästchen waren ein paar Löcher, wenige Knöpfe und andere technische Einrichtungen deren Bedienung aber leicht zu lernen war. Oben auf der Kamera war ein kleiner Lederriemen, an dem man sie tragen konnte.
Manchmal machte ich auch ein Photo, vielleicht zwei oder dreimal. Wahrscheinlich immer Bilder von den Personen die bei dem Ausflug dabei waren. Ich weiß nicht mehr, ob mir den Photoapparat jemand geschenkt hatte oder ob ich ihn mir selbst zusammengespart hatte. Ich glaube eher das zweite. So teuer war er auch nicht gewesen.
Dass man die Bilder z.T. erst viel später sehen konnte, lag daran, dass zunächst der Film voll sein musste und dass das Photogeschäft länger brauchte um den Film zu entwickeln und Kontaktabzüge davon herzustellen.
Ich weiß nicht, warum ich diesen Spaziergang heute noch so gut erinnere.
Vielleicht weil ich so stolz war, zum ersten Mal eine Kamera zu besitzen.“
– Hans-Peter Feldmann im Januar 2023
Feldmanns kurzer Text enthält viel von dem, was sein Œuvre ausmacht: die Nähe der Fotografie zum Leben, ihre Fähigkeit, Beiläufiges, Flüchtiges und scheinbar Banales einzufangen, ihre Chronistenfunktion, das Spielerische. Die vom Künstler beschriebene Einfachheit der Kamerabedienung ließ die Fotografie in der Nachkriegszeit zum Massenmedium werden, welches wie nebenbei das Familienleben dokumentiert und alle, auch Kinder, in den Rang von Bilderproduzenten erhebt.
Die erste Ausstellung im neu bezogenen Projektbüro am Eiskellerberg widmet der DFI e. V. Hans-Peter Feldmann. Gezeigt wird die Porträtserie „100 Jahre“ aus dem Jahr 2001. Es handelt sich um ein wegweisendes Werk, das sich unter anderem in der Bundeskunstsammlung und im Museum of Modern Art in New York befindet. Feldmann porträtierte in dieser Serie in 101 Schwarzweißbildern Verwandte, Familienmitglieder und Bekannte im Alter von acht Wochen bis einhundert Jahren – ein Querschnitt durch alle Lebensalter des Men- schen. Im Zentrum der Ausstellung ist, entsprechend den Vorgaben des Künstlers, ein Strauß Feldblumen platziert, gepflückt in der nahen Umgebung.
EXHIBITION VIEWS
Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf
Sammlung Philara, Düsseldorf
In Kooperation mit:
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln